Die Zeit vergeht...

Do. 27. 08. 2015, 11:15 Uhr:

Voll bepackt mit Spielen machen wir uns auf den Weg ins Straßenkindertagesheim, ca. 5 Gehminuten entfernt von der Pfarre. Die Kinder bekommen dort eine warme Mahlzeit am Tag, Privatunterricht von einem Pater damit sie so schnell wie möglich in die Schule integriert werden können und natürlich viel Aufmerksamkeit von uns Volontären. Wir haben stundenlang Tischfußball gespielt und schlussendlich eine Sandburg gebaut. Doch am liebsten posieren die Jungs vor der Kamera oder machen selbst Fotos. In solchen Momenten bin ich froh, dass ich mir extra eine stoß- und sandfeste Kamera gekauft habe ;)

Mi. 02. 09. 2015, 9:45 Uhr:

Gleich nach dem Frühstück nehmen wir gemeinsam mit Madame Josephine und einem riesigen Vorrat Spaghetti ein Taxi ins Gefängnis. Unsere Pfarre ist dort nämlich für die Seelsorge zuständig - und das Frühstück. Diese ehrenamtliche Aufgabe übernimmt schon seit Jahren Madame Josephine, die deshalb in der Pfarre „die Barmherzige“ genannt wird. Also machen wir uns an die Arbeit und fangen an über offenem  Feuer in riesigen Töpfen für mehr als 200 Häftlinge Spaghetti zu kochen. Später begleiten wir Josephine bei der Essensausgabe und plaudern ein wenig mit den Häftlingen, die sich über Madame Josephine und ihren außerordentlichen Besuch freuen.

Do. 03. 09. 2015, 14:20 Uhr:

Die Köchin der Salesianer, Madame Scarlene, begleitet uns zu einer der vielen Schneidereien hier im Viertel. Die beste aber nicht die schnellste Schneiderin, um Scarlene zu zitieren, denn als wir dort ankommen müssen die letzten Stiche noch gemacht werden. Ein paar Tage zuvor haben wir uns bunte Stoffe ausgesucht und sie zur besagten Schneiderin gebracht damit wir auch endlich ein traditionelles Kleid, einen sogenannten Pagne, haben. Das Resultat ist ein farbenprächtiges, aus drei Teilen bestehendes Kostüm, das hier viele Frauen in der Kirche tragen.

Die letzten paar Tage verbringen meine Mitvolontärin Magdalena und ich allerdings damit unser zukünftiges Häuschen  zu putzen und einzurichten. Wir schlafen zurzeit in einem der Gästezimmer in der Pfarre aber in einer Woche werden wir dann in unser eigenes Haus ziehen, welches man zu Fuß in 5 Minuten erreicht. Wenn ich sage „putzen“ dann meine ich nicht kurz staubsaugen (hab ich hier übrigens noch nicht gesehen) sondern die millimeterdicke Sandschicht entfernen, die sich hier im Laufe der Zeit angesammelt hat. Die Straße vor unserem Haus gleicht nämlich eher einer Sandkiste als einem Asphaltweg und dementsprechend haben wir viel  zu tun.

Mit unserem schönen, rosaroten Häuschen haben wir einen echten Glücksgriff gemacht. Es verfügt im Gegensatz zu vielen anderen Häusern unserer Straße über Fließwasser (wenn auch kalt) und über einen ersten Stock, in dem jeder von uns sein eigenes Zimmer hat - auch keine Selbstverständlichkeit in unserem Viertel. Hier können wir Hausübungen kontrollieren, in unserer kleinen Küche den einen oder anderen Apfelstrudel backen und natürlich Freunde treffen. Bei einem dieser Treffen wurden wir zum Beispiel gefragt warum wir nicht mehr Schokolade aus Österreich mitgenommen hatten. In den Geschäften hier wird nämlich hauptsächlich überteuerte, aus Europa importierte Schokolade angeboten. Komisch, aber ich bin irgendwie immer davon ausgegangen, dass es hier Unmengen an Schokolade und Kaffee gibt, doch der einzige Kaffee den ich bisher gesehen habe war Löskaffee von Nestle aus der Dose. Viele solcher kleinen und großen Überraschungen warten täglich auf mich, die mein Leben hier erst so richtig spannend machen.


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Kommentare: 2
  • #1

    pi (Samstag, 05 September 2015 10:29)

    mit spannung hab ich schon auf diesen eintrag gewartet. abwechslungsreiche tätigkeiten sind das. und gut, dass du jetzt ein eigenes häuschen zusammen mit magda hast!

  • #2

    Antonia (Mittwoch, 09 September 2015 18:29)

    Keep calm and blog on!