Kongolesische Hochzeit

Jeden Samstag ist hier Hochzeitstag. In unserer Pfarre werden samstags bis zu drei Paare verheiratet und auch in vielen Häusern finden sogenannte traditionelle beziehungsweise nicht-kirchliche Hochzeiten statt. Letzten Samstag waren Magdalena und ich bei einer traditionellen Hochzeit eingeladen und hatten dort gleich die Gelegenheit mehr über Heiraten und Familie im Kongo herauszufinden. Unter „Familie“ verstehen die Kongolesen nicht nur die Kernfamilie bestehend aus Vater, Mutter und Kind sondern alle Cousins, Cousinen, Onkeln, Tanten, Großeltern sowie Stief- und angeheiratete Familie. Man darf sich auch nicht wundern wenn kongolesische Freunde auf die Frage nach ihren Geschwistern an die 20 Schwestern und Brüder aufzählen! Zum Teil sind die Eltern geschieden und wiederverheiratet, ein Elternteil ist gestorben und das andere hat einen neuen Partner gefunden, beziehungsweise manche Männer haben einfach mehrere Frauen. So kommt eine beachtliche Anzahl Kinder pro Haushalt zusammen, vor allem weil sich oft die ganze Großfamilie ein Haus teilt. Da es hier einen Frauenüberschuss gibt, ist Polygamie legal und gerade bei den Familienoberhäuptern verbreitet. Die Brautsteuer, also das Geld, das der Bräutigam der Familie der Braut zahlen muss, ist hier sehr hoch und darum heiraten viele Paare erst sehr spät, mit 40 oder 50 Jahren, um eine rasche Scheidung zu vermeiden. Es ist auch üblich, dass die Braut vor der Hochzeit mehrere Kinder zur Welt bringt um zu zeigen, dass sie fruchtbar ist.

In unseren traditionellen Kleidern fuhren wir also letzten Samstag zur Hochzeit von der Schwester eines Freundes und erregten als Weiße natürlich viel Aufmerksamkeit. Die Feier selbst beginnt am Nachmittag gegen vier Uhr. Während ein guter Bekannter der Familie in schnellem Munukutuba die Feier moderiert, plaudern die Gäste leise miteinander und diskutieren wer von den Damen das schönste Kleid hat. Später geben alle Gäste ihre Geschenke beim Brautpaar ab und die beiden werden von der tanzenden Menge in die Luft gehoben. Bei Anbruch der Dunkelheit wird jeder mit reichlich Essen versorgt und wir setzen uns gemütlich in Grüppchen zusammen zum Plaudern. Die Hochzeit endete jedoch schon ziemlich früh (gegen acht Uhr abends) da die Familie (inklusive Braut) beim Abwaschen des Geschirrs hilft.

Apropos Abwaschen, ich werde oft gefragt wie es hier in Pointe-Noire mit den sanitären Verhältnissen aussieht: In der Pfarre gibt es zwei Waschmaschinen und in jedem Gästezimmer Dusche, WC, Strom und Warmwasser. Das Geschirr wird mit der Hand abgespült: dafür ist die Köchin der Salesianer verantwortlich. Vor jedem Fenster in unserem Volontärshaus hängt ein Moskitonetz und somit sind die Tiere, die uns in der Nacht am meisten nerven, nicht die Moskitos sondern die Hähne, die ab vier Uhr morgens anfangen uns aufzuwecken. Den Luxus von Warmwasser genießen wir in unserem Volontärshaus leider nicht aber an die tägliche kalte Dusche gewöhnt man sich sehr schnell. Etwas länger brauchten wir um uns an die hiesige Müllentsorgung zu gewöhnen. Grundsätzlich landet der Müll sehr schnell auf der Straße und wird dort an Ort und Stelle verbrennt. Getrennt wird hier gar nichts von Recycling ganz zu schweigen. Zur Entsorgung vom Hausmüll kommt regelmäßig die Müllabfuhr, das heißt ein Mann mit einem großen, handgeschobenen Wagen vorbei. Erst ein paar Tage nachdem wir das erste Mal diese Entsorgungsmöglichkeit genutzt hatten, erfuhren wir zufällig von Freunden, dass es üblich ist, dem Müllmann Geld zur Entsorgung zu geben! Wir waren einfach so fixiert auf unser österreichisches System von Müllabfuhrsteuer, dass wir gar nicht daran gedacht hatten!

Meine Mitvolontärin Magdalena hat unser Volontärshaus in ihrem Blog genauer beschrieben... auf jeden Fall lesenswert!


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Kommentare: 2
  • #1

    pi (Dienstag, 22 September 2015 09:15)

    Hab schon mit Spannung auf deine Fortsetzung gewartet! Frei mich sehr über deine Nachricht und die Gepflogenheiten vor Ort. Eine gute Zeit für dich!

  • #2

    Oom K. uit NL (Mittwoch, 23 September 2015 21:28)

    Zo zie je maar weer, hoe veel en hoe vaak dingen door vele mensen in het westen als vanzelfsprekend worden gezien...terwijl ze dat niet zijn. ;)